Am 5. September wurde am iwaz-Fäscht erstmals das Siegerprojekt des Wettbewerbs zum iwaz-Arealkonzept öffentlich präsentiert. Die Gewinner, das Architekturbüro Truwant + Rodet +, in Zusammenarbeit mit der Landschaftsarchitektin Fanny Christinaz, geben uns hier Einblicke in ihr spannendes Konzept.
ist ein Architekturbüro mit Sitz in Basel, gegründet 2015 von Charlotte Truwant und Dries Rodet. Geprägt durch (inter-)nationale Studien- und Arbeitserfahrungen in der Schweiz, Belgien, Rotterdam, Kopenhagen, Brüssel und Japan, verfolgen sie das Ziel, neugierig und offen zu bleiben. Ihr Tätigkeitsfeld reicht von Architektur über Landschaftsurbanismus, Ausstellungsgestaltung und Installationen bis hin zu Möbeldesign, Forschung und Bildung.
iwaz: Was reizte/motivierte euch am Projekt?
Dries Rodet / Charlotte Truwant: «Das Projekt zeichnet sich dadurch aus, dass es innovative Formen des Zusammenlebens verlangt – von der Ebene des Masterplans bis hin zum architektonischen Detail. Besonders reizvoll ist dabei die Aufgabe, einen Ort zu schaffen, an dem Menschen mit und ohne Assistenzbedarf selbstverständlich zusammenleben können. Die Idee, das bestehende Areal nicht isoliert weiterzubauen, sondern im Dialog mit dem Quartier und der Landschaft weiterzudenken, hat uns von Anfang an motiviert. Für uns war ausserdem wichtig, dass es sich um ein Transformationsprojekt handelt und nicht um einen reinen Ersatzneubau. Architektur verstehen wir als Prozess: wir führen das iwaz weiter und schreiben seine Geschichte fort.»
Was war eure grösste Herausforderung?
«Die komplexen Anforderungen – Wohnen, Pflege, Öffentlichkeit, Landschaft, Mobilität – in ein schlüssiges Gesamtkonzept zu übersetzen war sehr anspruchsvoll. Uns war wichtig, dass jeder Schritt im Entwicklungsprozess für sich funktioniert und gleichzeitig Teil einer langfristigen Vision ist. Stolz sind wir darauf, dass es uns gelungen ist, ein Projekt vorzuschlagen, das räumlich differenziert, aber nie ausschliessend ist.»
Welche Vision steckt hinter eurem Entwurf?
«Unsere Vision ist ein lebendiges „Dorf im Dorf“: ein Ort, der kollektives Leben fördert, ohne individuelle Bedürfnisse zu übergehen. Architektur verstehen wir dabei als Mittel, um Inklusion spürbar zu machen. Vom Marktplatz über Höfe und Gärten bis hin zu privaten Balkonen wollen wir eine Abfolge von Räumen schaffen, die unterschiedliche Grade von Gemeinschaftlichkeit ermöglichen. Gleichzeitig ist es uns wichtig, das iwaz als Weiterentwicklung und nicht als Ersatzneubau zu begreifen – ein Projekt, das die bestehende Identität aufnimmt und sie in die Zukunft übersetzt. So soll die iwaz-Neugestaltung nicht nur Wohnraum sein, sondern auch ein sozialer, kultureller und öffentlicher Knotenpunkt.»
Wie habt ihr die unterschiedlichen Bedürfnisse berücksichtigt?
«Barrierefreies Bauen war von Beginn an der Leitgedanke. Wir ersetzen lange Korridore durch grosszügige Gemeinschaftsbereiche, die Begegnungen fördern, ohne Rückzug zu verhindern. Türen, Fenster und Aufzüge sind so gestaltet, dass sie Orientierung erleichtern und Selbständigkeit ermöglichen. Wichtig ist uns, eine Architektur zu entwickeln, die niemanden bevormundet, sondern Räume schafft, in denen sich Menschen mit und ohne Behinderung gut orientieren können.»
Welche architektonischen Elemente machen das Projekt einzigartig? «Das Herzstück sind die räumlichen Mittel, die das Zusammenleben prägen: Wintergärten, Vestibüle (Eingangshallen), Galerien und Höfe. Sie sind keine blossen Durchgangszonen, sondern Orte der Begegnung, die gleichzeitig Intimität zulassen. Ein Beispiel ist das Vestibül, das als halböffentlicher Raum je nach Jahreszeit geöffnet oder geschlossen werden kann. Ebenso zentral ist die flexible Holz-Skelettbauweise, die Grundrisse ermöglicht, die sich mit den Bedürfnissen der Bewohnenden weiterentwickeln. Diese Offenheit und Anpassungsfähigkeit – gepaart mit dem bewussten Weiterbauen am Bestand – macht das Projekt einzigartig.»
Welche Herausforderungen seht ihr in der Umsetzung?
«Eine grosse Herausforderung liegt in der langen Entwicklungszeit über 15 Jahre. Wir mussten ein Konzept schaffen, das in jeder Bauphase funktioniert und am Ende ein stimmiges Ganzes ergibt. Dazu setzen wir auf vorgefertigte Holzelemente, die Bauzeit, Lärm und Staub minimieren. Die Aufteilung in verschiedene Phasen gibt uns zudem die Möglichkeit, das Projekt kontinuierlich zu evaluieren und die Planung jeweils an neue Erkenntnisse und Bedürfnisse anzupassen. Eine weitere Herausforderung ist die Integration ins Quartier – hier wollen wir durch den Marktplatz, öffentliche Erdgeschosse und vielfältige Freiräume ein natürliches Zusammenwachsen ermöglichen.»
Habt ihr bereits vergleichbare Projekte umgesetzt?
«Das Besondere am iwaz-Projekt ist, dass es sowohl aus einem Masterplan als auch aus der Entwicklung einzelner Gebäude besteht. Diese Kombination spricht uns sehr an, da wir in unseren Projekten immer eine holistische Herangehensweise verfolgen und räumliche Konzepte und funktionale Elemente aus einer einheitlichen Vision entwickeln möchten. Aktuell schliessen wir den Umbau des „Centre Culturel Suisse“ in Paris ab (https://ccsparis.com/ ) – ein Projekt, bei dem ein räumliches Konzept mit Themen wie Zugänglichkeit und energetische Sanierung verknüpft wird. Besonders stolz sind wir darauf, dass wir die technischen Anforderungen in einen radikalen räumlichen Vorschlag übersetzen konnten und so aus komplexen Vorgaben eine klare architektonische Haltung entstanden ist.»
Welchen Mehrwert möchtet ihr mit dem Projekt für die Bevölkerung schaffen?
«Wir möchten einen Ort schaffen, der über das iwaz hinausstrahlt. Der Marktplatz, die Gärten, das Restaurant oder der Kulturraum sollen Treffpunkte für die gesamte Nachbarschaft sein. So wird das iwaz nicht nur ein Zentrum für Menschen mit Assistenzbedarf, sondern ein lebendiger Bestandteil der Stadt Wetzikon – ein Ort, an dem Begegnungen selbstverständlich werden und Gemeinschaft entstehen kann.»
Welche persönliche Bedeutung hat dieses Projekt für euch als Architekturbüro?
«Für uns ist es ein Projekt, das unsere Haltung exemplarisch verkörpert: Architektur als Medium zwischen Individuum und Gemeinschaft. Es ist für uns eine grosse Ehre, ein Teil der Geschichte des iwaz zu werden und sie weiterzuschreiben – gerade weil wir Architektur als Prozess verstehen, der sich mit den Menschen entwickelt und mit dem Ort wächst.»
Wir danken den Architekten Truwant und Rodet für Ihren interessanten Konzeptentwurf und freuen uns auf die gemeinsame Umsetzung des Projektes in den nächsten Jahren.
Um dir ein optimales Erlebnis zu bieten, verwenden wir Technologien wie Cookies, um Geräteinformationen zu speichern und/oder darauf zuzugreifen. Wenn du diesen Technologien zustimmst, können wir Daten wie das Surfverhalten oder eindeutige IDs auf dieser Website verarbeiten. Wenn du deine Zustimmung nicht erteilst oder zurückziehst, können bestimmte Merkmale und Funktionen beeinträchtigt werden.
Funktional
Immer aktiv
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.