
Trotz Sehbehinderung aktiv im Alltag
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Wie Urs Senn trotz Sehbehinderung im iwaz Unabhängigkeit, Gemeinschaft und Freude findet – ein bewegendes Beispiel für gelebte Inklusion.

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Wie Urs Senn trotz Sehbehinderung im iwaz Unabhängigkeit, Gemeinschaft und Freude findet – ein bewegendes Beispiel für gelebte Inklusion.
Seit rund 15 Jahren ist das iwaz für mich mehr als nur ein Zuhause – es ist mein Arbeitsplatz, meine Gemeinschaft und ein Ort, an dem ich mich wohlfühle. Trotz meiner Sehbehinderung schätze ich die Routine, die Unterstützung und die vielen Möglichkeiten, die mir das iwaz bietet. Hier finde ich Freude, Unabhängigkeit und neue Kontakte.
Wenn Sie mehr über mich erfahren möchten, lesen Sie gerne weiter:
Seit 2010 lebe ich im iwaz Sozialunternehmen. Ursprünglich war mein Aufenthalt nur zur Rehabilitation nach einem Unfall gedacht, doch dank der wertvollen Assistenzangebote wurde das iwaz zu meinem festen Zuhause und Arbeitsplatz.
Früher arbeitete ich beim Bezirksgericht Zürich als Gerichtsschreiber, doch die Arbeit nahm allmählich ab. Seit 2020 beziehe ich eine IV-Rente und arbeite ausschliesslich im iwaz, in der Gruppe «Handfertigung».
Den Tag starte ich mit einem Frühstück im Bistro, wo ich andere Bewohner treffe und einen Schwatz halte. Danach geht’s an die Arbeit: In der Handfertigung stecke ich Fittings (Verbindungsstücke) zusammen. Obwohl es sich um Serienarbeit handelt, schätze ich die Routine sehr. Ich kann mir die Abläufe gut merken, was mir bei meiner Sehbehinderung hilft. Die Arbeit bereitet mir Freude, das Team ist super und unsere Gruppenleiter unterstützen uns, wo immer es nötig ist.
Zum Mittagessen treffe ich mich wieder im Bistro. Ein schöner Moment, um sich auszutauschen und gemeinsam Zeit zu verbringen. Besonders schätze ich, dass ich auf dem gleichen Gelände leben und arbeiten kann. Das gibt mir Sicherheit, und ich kann mich bei Bedarf kurz ausruhen.
Nach einem erfüllten Arbeitstag und dem Abendessen im Bistro ziehe ich mich gerne in mein Zimmer zurück. Dann höre ich Hörbücher, volkstümliche Musik oder telefoniere mit Bekannten.

Vor rund sieben Jahren habe ich mir einen speziellen PC angeschafft, mit dem ich trotz meiner Sehbehinderung Briefe schreiben und meine Administration selbst erledigen kann. Das gibt mir viel Freiheit und Unabhängigkeit und macht mich stolz.
In meiner Freizeit fahre ich gerne Zug und besuche die Kreativgruppe des Blindenverbands. Wenn es mir gesundheitlich möglich ist, nehme ich auch am monatlichen Samstagslunch des Blindenverbands teil.
Ein besonderes Highlight ist für mich der jährliche Love Ride in Dübendorf ZH, an dem das iwaz mit Unterstützung freiwilliger Töfffahrer*innen teilnimmt. Ein Erlebnis, das mir sehr viel bedeutet. Auch Veranstaltungen im iwaz wie die Latin Night, das Walter-Hess-Fäscht oder das iwaz-Fäscht bieten tolle Gelegenheiten, gemeinsam Spass zu haben und neue Kontakte zu knüpfen. Aktiv wirke ich im Redaktionsteam des iwaz mit, wo ich regelmässig Beiträge mitgestalte und Ideen einbringe.
Darüber hinaus engagiere ich mich im Vorstand des Quartiervereins Medikon-Robank, wo wir Ausflüge und Events organisieren. Die Teamarbeit und der Austausch mit Menschen aus dem Quartier bereiten mir grosse Freude.

Ich vermisse den regelmässigen Besuch von Freiwilligen im iwaz. Diese Begegnungen – gemeinsames Spielen, Plaudern oder etwas unternehmen – bringen viel Abwechslung und Freude in unseren Alltag. Das soziale Miteinander ausserhalb der Arbeit fehlt mir manchmal sehr.
Momentan machen mir Hüftprobleme zu schaffen, möglicherweise steht eine Operation bevor. Die Aussicht auf eine längere Genesungszeit und die Einschränkungen im Rollstuhl bereiten mir Sorgen.
Trotz allem bin ich dankbar, hier im iwaz einen so guten Platz zum Leben und Arbeiten gefunden zu haben.
Ein herzliches Dankeschön an alle, die mich in meinem Alltag unterstützen und begleiten!